Die kleine Kanzel

In aller Freiheit

Am Aschermittwoch ist nicht alles vorbei, das Leben geht weiter, bald ist Ostern. Die Zeit bis dahin ist nach altkirchlicher Tradition eine Fastenzeit, eine Zeit des Verzichts auf bestimmte Dinge. Die erlebt in unseren Tagen ein etwas anderes Comeback. Der Bestsellerautor Dr. Manfred Lütz schrieb auf seine humorvolle Art: „ Unsere Vorfahren taten alles, damit ihre Seele gerettet wird. Wir retten unsere Figur. Die Leute glauben nicht mehr an den lieben Gott, sondern nur an die Gesundheit. Und alles was man früher für Gott tat - Fasten beispielsweise - das tut man heute für seinen Körper. Und so rennen die Leute verbissen durch die Wälder, essen freudlos ihre Körner und Schrecklicheres - und sterben dann doch“. Ursprünglich sollte die Fastenzeit helfen, um sich auf die wesentlichen Dinge des Lebens mit Gott zu konzentrieren. Sie war meist verbunden mit einer „Auszeit“ vom Alltagsstreß. Heute kann sie eine Gelegenheit sein, um auf Gewohntes und Liebgewordenes zu verzichten und sich damit zu prüfen. Manche verzichten in den Wochen zwischen Aschermittwoch und Ostern auf Alkohol oder Süßigkeiten, andere auf Medien oder Hobby. Und wieder andere fasten gar nicht. Fest steht: Gott braucht unser Fasten nicht, aber wir können es mitunter gebrauchen. Die Bibel sagt: „Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit“. Fasten ist also keine Pflicht und erst recht keine Leistung, mit der man sich einen Platz im Himmel „erarbeiten“ kann. Den kann uns nur Jesus Christus schenken. Er hat mit seinem Leiden und Sterben am Kreuz alles dafür getan. Er kann schenken, das wir frei werden von unserer Schuld und von Bindungen und Abhängigkeiten, die nicht gut für uns sind. Er schenkt Kraft für ein verantwortliches Leben. Verantwortlich vor Gott, für unsere Mitmenschen und für uns selber.

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Ralf Gotter
Vorsitzender
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